OXYDATION
Inspiriert durch die Vieltonigkeit und die Oberflächenstruktur verrosteter Eisenteile begann ich 1993 mit der Übertragung von Oxydationen auf Nessel und Leinwand. Der Erfolg war überzeugend und es entstand ein Konzept aus dem Spannungsverhältnis von Minimalform und organischem Wachstum.
»Der gelenkte Zufall«
Erreicht die Übertragung auf Nessel in Farbe und Struktur die Qualität der Metallplatte, entstehen beim gleichen Vorgang z.B. auf Folie völlig andere Verläufe und Muster. Die Palette der Rot- und Brauntöne gewinnt auf Folie andere, fließendere Ausdrucksformen. Im Laufe der Jahre kamen Kunstseide, Rupfen, Fallschirmseide und Acrylglas mit ihren spezifischen Materialcharakteren dazu. Die Arbeit führte zu neuen Formfindungen - Verdichtungen und Überlagerungen entstanden.
Aspekte von Räumlichkeit fingen an eine Rolle zu spielen. Farbe kam ins Spiel, als Untergrund und als autonom angelegte Fläche.
»Rost als Metapher, als widerständiges Antiprogramm zum schönen Schein sterilen Glanzes«
Zitat von Dr. Theodor Pindl aus dem Text Die Bildwelten von Ingrid Sperrle, der dem philosophischen Gedanken meiner Arbeit einen Raum gibt.
Wird in unserer Gesellschaft rein nach dem Nützlichkeitsgedanken bewertet, möchte ich gerne anhand eines sehr anschaulichen und nachvollziehbaren Zerfallsprozesses die Frage stellen: Wann und zu welchem Zeitpunkt des Seins erreicht dieses seine schicksalhafte Erfüllung? Im Keimen, im Blühen, im Samen oder im Übergang zu Humus, zu dem alles wird, um von neuem wieder und wieder zu beginnen. Im Moment seines zerstörerischen Wirkens entsteht, in seiner Ambivalenz faszinierend, etwas Neues und Bemerkenswertes.